Re: violence


[ Antworten ] [ Forum www.youkali.de ] [ Zurück ] [Archiv ]

Abgeschickt von Chris am 19 Juni, 2002 um 00:11:07:

Antwort auf: violence von Saskia am 16 Juni, 2002 um 13:43:16:

: Hallo alle zusammen,

: mich beschäftigt eine Frage, die ich bei randomhouse gelesen habe, zur Beschreibung von körperlicher Gewalt im Detail: "How and for what purpose do such scenes play with the feelings of the reader?"
: Hallo Saskia,
Mich würde in dem Zusammenhang mal interessieren, wie männliche Leser diese Verletzungen erleben. Ich bin nämlich der Meinung, dass hier gerade auf der weiblichen Psyche gespielt wird.

Was macht das Leiden des Helden mit uns? Ich glaube, es bringt ihn näher,macht ihn „menschlicher“ und damit weniger Furcht erregend, gerade für Frauen. Alle diese Helden sind, zumindest in Taten, sehr dominierend, d.h. entsprechen dem klassischen Bild von „Männlichkeit“. Solche Machomänner (schießen schneller, treffen tödlicher, fechten fixer, hauen härter) sind einerseits sehr anziehend auf Frauen, andererseits sind gerade solche Typen in der Wirklichkeit nicht gerade mit Sensibilität gesegnet und küssen nur selten kekonnter.

Um in den klassischen Rollen zu bleiben, solche Männer ziehen an, machen aber auch Angst, denn Mr. Obermacker könnte ja jederzeit auch mal zu Hause die Fäuste fliegen lassen, wenn er denn überhaupt mal zu Hause ist.

Wenn Helden wie Lymond dann erstens innerlich zerrissen beschrieben werden (Seelenkrämpfe, Migräne etc.) zeigt das Frauen, dass sie emotional noch erreichbar sind (also: das sind alles Gedanken zu ROMANEN, über solch reale Helden heute müsste man einen anderen Roman schreiben...)

. Das körperliche Leiden macht sie weniger furchterregend in all ihrer körperlichen Perfektion, auch hier werden sie „erreichbar“, d.h. bedürftig (das Krankenschwestersyndrom, oder auch die mötterlichen Geföhle, wie Anna Maria schon schrieb)

Nachdem sie dann aber auf ein menschliches Maß runtergeholt worden sind, d.h. hilflos gezeigt werden, kommt dann wieder die Erhöhung, weil wenn sie dann leiden, dann aber Hut ab, das hält halt nur ein Lymond aus. Dieser Reduzierung/Erhöhung entspricht vielleicht auch die emotionale Achterbahn beim Leser und zum Schluss die Erlösung, denn er hat überlebt, und er ist immer noch er selbst, immer noch schön!

In dem Zusammenhang fällt mir ein Artikel ein, den ich mal gelesen habe. Man hat Frauen mit männlichem Achselschweiß getränkte T-shirts zum Riechen gegeben. je nach ihrem Zyklus fanden Frauen den Schweiß von verschieden Typen anziehend: in ihrer fruchtbaren Phase standen sie auf die extrem männlichen Männer (kantiges Kinn, breite Schultern, halt so das übliche...) Wenn dann derHormonspiegel sank, rümpften sie nur noch die Nase und zogen T-Shirts von fürsorglichen, sensiblen Männern vor, worauf der kluge Schluß gezogen wurde, dass die erfolgreichste weibliche Strategie zur Fortpflanzung sei, sich von dem Obermacker (dem mit den aktivsten, gesündesten Genen) ein Kind zu holen, um es dann zusammen mit einem fürsorglichen, zuverlässigen Softieversorger großzuziehen.

Also, könnte man vielleicht sagen, dass erst das Leiden Lymond zu einem „perfekten Partner“ und somit noch begehrenswerter macht?

Lieben Gruß
Chris


Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Forum www.youkali.de ] [ Zurück ] [Archiv ]