Re: Coutertenor


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Abgeschickt von Celis am 30 Mai, 2005 um 12:14:18

Antwort auf: Coutertenor von Kathrin am 29 Mai, 2005 um 16:24:46:

Hallo Kathrin,

als Fan Alter Musik und der Kunst der Countertenöre, Altisten und Sopranisten, war mir diese Stimmlage sehr vertraut und machte mir die Figur Lymonds sehr lebendig , sehr plastisch. Ich hatte sozusagen "Tondokumente" von UHH.
Das Problem, das man heute vielfach mit CT´s oder Altisten hat, hat uns sozusagen Freud mit seiner Theorie der Identitätsbildung eingebrockt (Stichwort Kastrationstheorie) .
Danach soll eine männliche Identitätsbildung für Kastraten unmöglich gewesen sein.
Doch hat sich erst im bürgerlichen 19.Jahrhundert die Ausbildung der Identität ausschließlich an der sexuellen Natur orientiert. Bis dahin waren zur Identitätsbildung ebenso andere Faktoren von Bedeutung.
Interessanterweise waren bis dahin in der Oper die heute gemeinhin als männlich geltenden Stimmlagen wie Bass oder Bariton eindeutig stets den Figuren der Väter, Götter, Philosophen etc. vorbehalten gewesen.
Eine Personengruppe, die gekennzeichnet war durch Autorität und den völligen Mangel an Erotik.
Eros und hohe Stimmen , von Tenor bis Sopran gehörten bis dahin zusammen.
Bezeichnenderweise ist der Don Giovanni von Mozart, entstanden am Vorabend der frz. Revolution, der erste Held der Operngeschichte mit einem Bariton, also einer Stimmlage zwischen Tenor und Baß.
Danach war es vorbei mit den hohen Männerstimmen in der Oper. Der Tenor wurde das " Höchste der Gefühle".

: Ja, ich weiß, wir hatten das Thema schon an die hundert Mal, aber diesmal kann ich sogar was dazu beisteuern... ;-)

: Ich hatte ehrlich gesagt bei den bisherigen Diskussionen immer ein ziemliches Problem damit, mir einen Lymond vorzustellen, der in irgendwelchen Frauen-Tonlagen herumflötet - mich erinnerte das immer mehr an eine Eunuche... dabei kann man UHH einen Mangel an horizontaler Betätigung nun wirklich nicht vorwerfen!

Siehe oben, Virilität und Baß gehören eben nicht notwendigerweise zusammen. (Obwohl ich im Hinblick auf Lymond bemerken möchte, daß er gerade in dieser Hinsicht sehr diszipliniert und dezent ist. )
Vielleicht wäre eine Diskussion über das hier zugrundeliegende Männerbild einmal angebracht.

: Jedenfalls verschlug es mich letzte Woche in eine Händel-Messe mit Countertenor. Und ich gestehe: Es war faszinierend - meine Vorurteile bezüglich gewisser "Schwuchteligkeiten" wurde schonungslos hinweggefegt.

Countertenöre und Altisten zeichnen sich für mich dadurch aus, daß ihre Stimmen klarer, strahlender und manchmal auch schärfer sind als Tenöre. Dafür klingen sie auch nie schmalzig oder pathetisch.

: Und als ich mich hinterher im Publikum umhörte, war überall die gleiche Meinung zu hören: Den Typen fanden vor allem die Frauen echt super, er war so ziemlich das Highlight des Abends.

Das androgyne Faszinosum läßt sich aber auch nie ganz in Abrede stellen, oder ? ; -)

: Was wiederum zeigt, wie gut DD die Tonlage für Lymo ausgewählt hat: Er fällt halt in so ziemlich allen Eigenschaften aus dem Rahmen - im Gegensatz zum bodenständigen Nicco (dessen Tonlage ich im Augenblick verdrängt habe - war es nicht Bariton???).

Das glaube ich nicht. Am Strand ,in UH, war er in der Lage, Kathi`s Tonlage aufzunehmen, und die hatte einen Sopran. Whistle Wille sorgte für den cantus firmus im Bariton. Es scheint mir eher so zu sein, daß er Lymond seine Stimme vermacht hat. Konkretere Textstellen fallen mir im Moment nicht ein.

Liebe Grüße
Celis

: Beste Grüße
: Kathrin





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