Die Botschaft hör' ich wohl ...


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Abgeschickt von Heike am 18 Mai, 2004 um 10:36:41:

Antwort auf: Endlich: Dorothy Dunnett hat einen deutschen Verlag gefunden! von Max Dorner am 17 Mai, 2004 um 15:48:59:

... allein mir fehlt der Glaube.

Hallo zusammen,

ich will Euch ja nicht die Freude verderben, aber das Ganze glaube ich erst, wenn ich es sehe. In den letzten Jahren habe ich zu viele interessante und ambitionierte Verlagsprojekte aus finanziellen Gründen scheitern sehen, um jetzt allzu optimistisch zu sein.

So wie es aussieht, hat Klett-Cotta die Rechte an den Büchern erworben und will nun ausloten, ob eine Neuauflage rentabel wäre. Nun ja, letzteres ist es, woran ich meine Zweifel habe.

Wenn man selber in einem Fandom, ganz gleich welcher Art, involviert ist, pflegt man in der Regel dessen Bedeutung zu überschätzen. Offen gesprochen: ich denke nicht, dass es in Deutschland genug interessierte Leser für DDs Bücher gibt.

Selbst im englischen Sprachraum, sogar in ihrer Heimat Schottland, ist DD ja immer noch ein Geheimtip. Ihre Bücher sind zwar derzeit dort noch erhältlich, Neuauflagen sind aber nicht geplant.

Im Fandom selbst bröckelt's auch ganz gewaltig. Ich war letzten Monat zur AGM (der 'Jahreshauptversammlung') der DDRA (Dorothy Dunnett Readers Association) in Edinburgh wo mit knapper Not die Auflösung der DDRA verhindert wurde (ich denke, Simon wird wohl in nächster Zeit Infos über die Zukunftspläne veröffentlichen, ich möchte dem hier nicht vorgreifen). Die Zahl der Subskribenten zu 'Whispering Gallery' sinkt stetig. Die Online-Listen dümpeln vor sich hin. Es kommt schlicht nicht viel an neuen Lesern nach, weil die Bücher bei aller Qualität nicht dem Massengeschmack entsprechen.

Das selbe Problem sehe ich hier in Deutschland. Für den durchschnittlichen Leser von historischen Romanen sind die Bücher einfach zu komplex und langatmig. Ein weiteres Problem sind adäqate Übersetzungen. Klett-Cotta beruft sich so nett auf seine Tradition als Tolkien-Herausgeber. Dazu sage ich nur ein Wort: Krege. Wenn man Tolkiens opus magnum so verstümmeln lässt, sehe ich mit Grausen, was mit DDs Büchern passieren könnte. Zur Ehrenrettung muss man allerdings sagen, dass Klett-Cotta auch exzellente Übersetzungen veröffentlicht hat (z.B. Peakes 'Gormenghast').

Wie auch immer, selbst bei gutem Marketing sehe ich bei der derzeitigen Situation auf dem Verlagsmarkt wenig Chancen für einen Erfolg. Trotzdem wünsche ich dem Projekt alles Gute - solange sie nur die Finger von KH lassen! :-)


Viele Grüsse

Heike




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