"10,5 goldene Regeln erfolgreiche Fantasy zu schreiben"

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1. Vermeiden Sie jede Art von Humor.
Humor ist der natürliche Feind der Fantasy und kann der Schilderung von untadeligen Helden, bösen Geistern, Göttern und Prinzessinnen ungemein schaden.

2. Nehmen Sie einen einfachen Plot.
Wenn Ihnen keiner einfällt, schreiben Sie einen bei den Grimms ab. Wenn Sie die nicht gelesen haben und auch von antiken Sagen verschont geblieben sind, nehmen Sie einen aus einem Walt-Disney-Film. So einen haben Sie doch hoffentlich mal gesehen.

3. Falls Sie es nicht vermeiden können eine Frau als Hauptperson zu schildern, denken Sie daran: Prinzessinnen sind out.
Gehen Sie ihrer weiblichen Hauptperson möglichst wenig Intelligenz, dafür aber mehr Muskelkraft und viel übernatürliche Fähigkeiten (Das gilt übrigens auch für männliche Hauptpersonen). Sollten Sie nicht davon abzubringen sein, eine intelligente Frau zu schildern, machen Sie aus der wenigstens die böse Königin.

4. Mißtrauen Sie nicht ihrem eigenen schlechten Geschmack.
Kitsch und Schwulst machen ihr Buch nur besser. Gehen Sie von der Überzeugung Ihres Lektors aus, Ihre Leser hätten einen Intelligenzquotienten der eine zweistellige Zahl unter Zwanzig nicht überschreitet. Sprechen Sie eine einfache Sprache. Verwenden Sie Lautmalerei, vermeiden Sie komplizierten Satzbau und komplizierte Probleme.

5. Problemlösungen sollten immer durch die "Hau-drauf-und-mach's-tot"-Methode herbeigeführt werden.
Sollte Ihnen das mit der Zeit langweilig werden, verwenden Sie zur Lösung von Konflikten Magie wie die chinesische Küche Sojasauce zum Würzen verwendet, reichlich und überall.

6. Das Übernatürliche soIlte niemals fehlen.
Dämonen, Geister, Elfen und Feen, Zauberschwerter, Ungeheuer und Fabelwesen, auf jeder dritten Seite etwas anderes, so ist es am besten, auch wenn alles zusammenpaßt wie Hering mit Vanillecreme...

7. Können Sie keine zusammenhängende Geschichte schreiben?
Das macht gar nichts, solange Ihnen ein guter Titel und ein zusammenhängender Klappentexl einfällt. Beide müssen nicht unbedingt etwas mit dem Inhalt ihres Buches zu tun haben.

8. Vermeiden Sie auch die Schilderung schwieriger geografischer Gegebenheiten.
Es reicht, wenn die Leser wissen, daß alles in einem Königreich vor unserer Zeit, im Lande Sowieso, oder zwischen Himmel und Hölle spielt.

9. Adel und Volk dürfen vorkommen, jedoch sollten Sie sich nicht mit längeren gesellschaftstheoretischen Fragen beschäftigen.
Wenn der König gut ist, ist das Volk zufrieden und lebt glücklich, ist er böse, geht es dem Volk schlecht und der Adel oder der totgeglaubte Prinz ruft die unterdrückten Massen zum Widerstand.

10. Denken Sie daran, Ihr Buch sollte möglichst jugendfrei sein.
Orientieren Sie sich am Moralkodex des ARD-Programmes. Vermeiden Sie die positive Darstellung von Homosexualität, von abwegigen Lebensauffassungen und selbstbewußten Frauen. Gegen die Schilderung von Gewalt, Mord und abstrusen Tötungsarten ist nichts einzuwenden, schließlich sehen Kleinkinder so etwas jeden Abend der Tagesschau.

10,5. Vergessen Sie zum Schluß nicht, an Ihre eigene Zukunft zu denken.
Verbauen Sie sich nicht die Möglichkeit eine Fortsetzung zu schreiben. Wenigstens einer aus der bösen Mannschaft sollte entkommen, irgendein zum Regieren unerläßliches Utensil, wie das Zauberschwert, der magische Ring oder der Wunderstein sollten noch im Verborgenen auf ihre Wiederentdeckung harren.

© Martine Däuwel, 1993


 
 

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