Re: Neues von Klett-Cotta


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Abgeschickt von Birgit am 05 September, 2006 um 22:53:47:

Antwort auf: Re: Neues von Klett-Cotta von Bess am 05 September, 2006 um 21:46:07:

Birgit:
: : Was mich eben auch maßlos stört, ist diese Verdrehung der Tatsachen, die Behauptung wir würden das eine statt dem anderen haben wollen. Das wurde so nie gesagt oder gefordert. Umgekehrt aber schon.

Bess:
: Also von wegen Tatsachenverdrehung und so (das klang hier in mehreren Postings an, ich habe mir jetzt einfach mal dieses herausgegriffen) möchte ich hier einmal ein paar Aussagen zitieren (bunt gemischt aus mehreren Postings von unterschiedlichen Autorinnen), die mir in diesem Thread aufgefallen sind:

: (…) Klett-Cotta, als Summe allen Marketingbemühens brüstet sich nun mit snippets aus "Für Sie", "Brigitte" und "Woman". Historienroman. Liebe, Intrigen...

: Das allein ist schon ein Armutszeugnis, wenn Ihr mich fragt, aber leider kommt es noch schlimmer

: Statt Sueddeutsche, FAZ und Zeit nun also Hochglanzpostillen aus Österreich und der Schweiz neben der Bild der Frau....(aka woman).

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Ich kann Deiner Argumentation leider immer noch nicht folgen. Kannst Du mir bitte anhand der von Dir zitierten Textstellen mal erklären, wo da steht, daß wir diese Kritiken nicht wollen und sie durch andere ersetzt haben wollen? Ich schrieb: Die Summe allen Marketingbemühens.
In anderern Worten - es ist bisher nur dieses Marktsegment beworben worden, und nicht der Rest. Was bitte ist daran unmissverständlich, und wo steht in diesem Satz, daß das eine Marketingbemühen durch das andere ersetzt werden soll. Meine Argumentation war, daß durch die Ausschließlichkeit Dunnett in diesem Leserkreis zu bewerben, unter Ausschluß eines breiteren Publikums, dem Leser, der nicht zu diesem Nischenpublikum gehört, suggeriert wird, das Buch wäre nichts für ihn. Statt auch auf andere Medien zu sezten und eine gewisse Bandbreite herzustellen, die Otto Normalleser verdeutlicht, daß auch er mit dem Buch angesprochen wird. Nicht daß eine Randgruppe durch die andere ersetzt wird.

: Ein Blick auf diesen Schwachsinn und kein normaler Mensch wird dann noch weiter runterscrollen bis zu den Zeilen aus der Washington Post.

: Und wenn Klett-Cotta wirklich denkt, die Zielgruppe für DD seien die Leserinnen von "Woman" und der Schweizer Illustrierten, na dann gute Nacht!

: Und die Leserschaft, die an Dunnett wirklich Gefallen finden könnte, wird mit dieser Art von Marketing allerhöchstens vergrault.

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So ist es. Diese Zitate bezogen sich auf den Kurier-Beitrag, den "Sex in schwer ausziehbaren Gewändern". Und das halte ich nun wirklich für kontraproduktiv und abschreckend für Leser jeder Art. Oder findet Ihr wirklich, daß das eine positive Rezension ist? In diesem Text wird impliziert, daß diese Art von Historienschinken stilistisch wie inhaltlich in die unterste Schublade der Trivialliteratur einzuordnen ist. Es ist im Prinzip eine Verachtung all der typischen Leser des Bücherforums. Merkt das denn keiner, daß das eine vernichtende Verbalklatsche ist? In diesem Text wird gesagt, daß ein Dumfbackengenre allerhöchstens wegen seines Softporn-Charakters noch gelesen werden könne, aber man ansonsten davon aus Prinzip nichts erwarten könne. Das ist jetzt leicht überspitzt formuliert, aber da der Originaltext wohl nicht so in seinem Sinn erfaßt wurde ist es wohl nötig das nochmal in aller Deutlichkeit zu sagen. Das einzige, was der Autor in diesem Artikel noch positiv zu Dunnetts Buch hier sagt ist daß sie eben an der oberen Ebene eines nur als abwertend zu betrachtenden Genres ist. Dieser Artikel wertet im Prinzip alles ab, worauf ihr stolz seit. Er läßt kein gutes Haar an Lesern historischer Romane, egal welcher Preisklasse, ob Wanderhure oder Dunnett. Das sind laut Autor eh alles Schinken, aber Dunnnett ist halt ein etwas besserer Schinken als der restliche Schrott. Ein Beinschinken halt. Und statt dem üblichen nur Sex in schwer ausziehbaren Gewändern gibt es halt hier auch Sex in schwer ausziehbaren Gewändern und noch ein bischen mehr. Ein Beinschinken halt. Es ist eine Beleidigung aller Leser historischer Romane, die hier pauschal als Dumfbacken ohne Geschmack abgetan werden, die es halt nicht besser wissen und zu blöd sind vernünftige Literatur zu lesen.

Ironie des Schicksals, er beinhaltet all das was Ihr uns vorwerft, aber in alter tradition "Kill the messenger" werden diejenigen, die das herausheben selbst verteufelt.

Tut mir leid, aber den Schuh zieh ich mir nicht an.


: Muss es denn gleich die unterste Schublade sein? Woman und Wiener Kurier - talk about scraping the barrel!!

: (...) hat das letzte p.m. History-Heft auch eine Besprechung drin. Ist zwar auch nicht gerade anspruchsvoll, aber zumindest mal weg von der Bild der Frau-Schiene...

Bess:
: Ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber aus all diesen Aussagen lese ich ein "statt" und kein "auch".

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Tut mir leid, ich fürchte da liest Du etwas hinein, was da explizit nicht steht.


Bess:
Und aus einem Teil davon lese ich, dass die Leserinnen von gewissen Frauenzeitschriften oder Illustrierten von vorneherein pauschal als Zielgruppe ausgeschlossen werden! Und ich lese daraus teilweise (z. B. "normale Leser", "unterste Schublade") zumindest eine gewisse Arroganz!

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Siehe meinen Sermon zum Kurier. Zu dem Aussschluß von gewissen Leserinnen als Zielgruppe- diese Tatsachenverdrehung ist jetzt schon genug widerlegt worden, ich kann's nicht ändern, wenn Du in die Texte Sachen hineininterpretierst, die so nicht drinstehen und auch so nicht impliziert wurden. Was die Arroganz angeht - die unterste Schublade, der Bericht im Kurier, also das habe ich als Beleidigung von Lesern wie Dir angesehen. Ich kann es nicht ändern, wenn Du mir die Verteidigung Deiner Position und Zurückweisung von Unterstellungen wie im Kurier selbst als Arroganz auslegst. Und schade auch, daß Du als einzige Reaktion darauf dafür plädierst, Deinen Verteidigern den Mund zu verbieten. With friends like these, who needs enemies....

Bess:
: Den neueren Postings nach zu urteilen, war das ja alles nicht so gemeint, aber es kommt nun einmal so an! Und ja offensichtlich nicht nur bei mir.

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Es kommt aber offensichtlich nicht bei jedem so an. Sondern nur bei Leuten, die sich selber gern gegen Andersdenkende abgrenzen. Da stellt sich bei mir schon die Frage, ob da mutwillig etwas hineininterpretiert wird, weil es so gut ins Feindbild passt und man so nicht in die Verlegenheit kommt die eigene Exklusivitätsansprüche zu hinterfragen.


Bess:
PS: Klar, das sind jetzt alles natürlich nur Beispiele, und dann auch noch die "negativsten", aber speziell diese sorgen meiner Meinung nach dafür dass "eure" Meinung eben so bei "uns" ankommt!

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Dein Argument wäre überzeugender, wenn Du die Größe besessen hättest wenigstens ansatzweise darauf einzugehen, wie Deine, oder Eure Meinung bei "uns" ankommt.

Aber darüber natürlich kein Wort, über Negativbeispiele wie "Abschreckung potentieller Leser" durch dieses elitäre Geschwafel, vernachlässigbare elitäre Randgruppen etc... Spiegel, SZ, FAZ Leser sind per se nicht als gleichwertige Leser anzuerkennen, die Ausgrenzung aller Lesergruppen, die nicht in den eigenen Club passen.

Bedauerlich.

Bess:
Und dabei sollte es doch eigentlich in erster Linie ein "wir" geben, nämlich "Wir lieben die Bücher von Dorothy Dunnett und tun alles, damit Niccolo ein Erfolg wird"!


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Von unserer Seite ist auf vielen vielen postings genau das betont worden. Ich warte allerdings noch immer auf einen einzigen Beitrag, der das WIR auch auf diejenigen ausweitet, die dem eigenen Weltbild nicht entsprechen. Ich sehe da immer nur Ablehnung und Ausgrenzung. Zu all den postings zum Thema nicht nur-sondern auch, die von unserer Seite kommen, in der wir explizit ausdrücken, daß wir uns über jeden Leser freuen, der Dunnett findet, egal ob über Bild der Frau oder Spiegel habe ich noch kein einziges Pendant gesehen, der auch nur latent anerkennt, daß Spiegel oder SZ Leser ein genauso legitimes Recht darauf haben als Dunnett Leser akzeptiert zu werden. Statt dessen gibt es mehr bashing, Schuldzuweisungen und Häme.

Was genau ist das Problem damit, zu akzeptieren, daß es viele Lesarten für Dunnett gibt und daß ein Zeit-Leser die gleiche Existenzberechtigung hat wie ein Brigitte-Leser?

Mein Fazit ist allerdings bisher, daß die eine Seite durchaus für Toleranz und Akzeptanz zu erwärmen ist, die andere allerdings nicht dazu zu bewegen ist anderen das gleiche Existenzrecht einzuräumen. Ich würde mich sehr freuen, wenn mich die Vertreter der "Frauenzeitschriftfraktion" hier eines Besseren belehren würden und klar und unmissverständlich dafür einstehen, daß Zeit und SZ Leser nicht per definitionem als verdammungswürdig und spinnert abgetan werden sollten sondern es auch begrüßenswert wäre, wenn sich das Dunnett Marketing auch dieser breiten Leserschaft annähme, und nicht nur den Eliteklub der Frauenzeitschriften hofierte.


sarcasm on
Aber ich bin halt ein sonniges Gemüt. Ich gehe immer noch zu sehr von dem Guten im Menschen aus, und werde dann eines Besseren belehrt. sarcasm off

Birgit




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