LOTR


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Abgeschickt von Heike am 22 Februar, 2001 um 11:27:57:

Antwort auf: Re: Nachtrag King + PIF + RC von Kathrin am 21 Februar, 2001 um 18:02:03:

Hallo zusammen,

Kathrin schrieb:
: Ein mir bekannter Rußland-Fan hat von HdR nach den zweiten Mal Lesen trotz erstmaliger Begeisterung eine ziemlich schlechte Meinung. Sie gehört zu der Fraktion, die das Buch für politisch inkorrekt hält. Aber allein für die Tatsache, daß HdR die Urmutter des Genres ist (glaub ich jedenfalls), gehört dem Wälzer ein gehöriger Respekt entgegengebracht.

Oh, ich liebe political correctness, inbesondere wenn Leute Bücher danach beurteilen ;-).
Hat die Gute vielleicht auch mal einen Blick auf die Zeit und das Umfeld, in dem Tolkien sich bewegte, geworfen ? Oder die Quellen, die er benutzt hat - und die zweifellos gewisse Modelle vorgeben - studiert ?
Ich kann ja verstehen, daß jemandem das Buch nicht gefällt, die Geschmäcker sind einfach verschieden (ein Freund von mir hat beim ersten Durchblättern zufällig eine Szene im zweiten Band aufgeschlagen, in der sich Eomer und Aragorn zum ersten Mal in Rohan begegnen und sich zur Begrüßung die Namen ihrer Vorfahren bis zur xten Generation an den Kopf werfen; danach hat er beschlossen, dieses Buch NICHT zu lesen ). Aber mangelnde political correctness - hmmm. Was stört sie denn ? Dass es keine Frauen gibt (was ja so nicht stimmt, die, die es gibt, haben alle eine wichtige Funktion für die Geschichte, sogar die vielgeschmähte Arwen)? Dass die Protagonisten - oh schreck! - sich gerne mal ein Pfeifchen anstecken ? Oder daß die Schurken alle häßlich und widerlich sind (stimmt so auch nicht, siehe Saruman oder Grima)?

Wie Du sagst, Kathrin, ist LOTR wirklich so etwas wie die Urmutter des Genres. Man vergißt heute zu leicht, wie bahnbrechend dieses Buch war und wie viel es für eine weitere Verbreitung und damit kommerzielle Nutzung von Fantasy-Literatur erreicht hat. Manches, was Tolkien geschrieben hat, mag uns heute ein bißchen veraltet erscheinen, insbesondere die moralische Ausrichtung seiner Figuren: die Guten sind gut, die Bösewichter böse, um es sehr vereinfacht auszudrücken. Aber auch dies scheint nur auf den ersten Blick so. Und man sollte bedenken, daß es eine Mary Gentle oder einen George R.R. Martin mit seinen ambivalenten Figuren ohne Tolkien (und ohne DD) nie gegeben hätte. Sicher, Tolkien orientiert sich sehr an seinen literarischen Vorlagen und ihren 'heroischen' Modellen, siehe z.B. das Kalevala, manche Sagas oder altirische Epen. Er weicht aber auch ab, und gerade diese Abweichungen machen das Buch für mich interessant (obwohl das gerade die Punkte sind, die manchen Lesern nicht gefallen). So scheitert zum Beispiel der Held mit seiner Mission - ein Punkt, der sinnigerweise fast nie angesprochen wird. Aber ohne Smeagols Eingreifen in buchstäblich letzter Sekunde wäre alles für die Katz gewesen. Oder - was auch ungewöhnlich ist - die Abwesenheit eines 'Oberschurken', wenn man vom Ring selbst absieht. Sauron tritt nie in Erscheinung und die Auseinandersetzung mit dem 'Bösen' ist eigentlich immer etwas, was sich im Kopf der Protagonisten abspielt, meistens symbolisiert durch die 'Versuchung' durch den Ring (ich finde es auch recht interessant, daß einige der Charaktere, insbesondere aus dem Kreis der Gefährten, sich dieser Auseinandersetzung nie zu stellen scheinen). Und, nicht zu vergessen, das Ende, das alles andere als ein Happy-End ist.


das war Grisel (glaub'ich jedenfalls :-) ):
: : Ich bin in der Hinsicht sehr treu. GG Kays "Fionavar"-Bücher haben ja eine gewisse, rein zufällige Ähnlichkeit mit HdR.

So zufällig ist die Ähnlichkeit nicht. Kay hat, bevor er selbst zu schreiben anfing, Christopher Tolkien bei der Bearbeitung des literarischen Nachlasses seines Vaters geholfen. Das Silmarillion wurde z.B. von Tolkien junior und Kay zusammengestellt.

Grüße

Heike


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